SEEDS, Indien
Im Jahr 2026 blickt die Aktion Familienfasttag nach Indien, in den Bundesstaat Jharkhand im nördlichen Zentralindien.
Indien: Beteiligung kommt von Teilen
Indien ist mit rund 1,5 Milliarden Einwohnern das bevölkerungsreichste Land der Erde, wovon ein Drittel zu den Ärmsten der Welt gehört. Der Subkontinent ist besonders für Frauen eines der gefährlichsten Länder der Welt: Übergriffe, Vergewaltigungen und Morde sind an der Tagesordnung. Das liegt unter anderem auch daran, dass die systematische Unterdrückung und Diskriminierung von Frauen und Mädchen bis heute von den meisten Inder:innen kaum hinterfragt wird. Bildungs- und Gesundheitswesen sind unzureichend, Unterernährung, Luftverschmutzung und Ausbeutung der Umwelt und der Tagelöhner:innen durch Bergbauunternehmen tragen zu den schwierigen Lebensbedingungen für Frauen bei.
Wegen der schlechten Infrastruktur sind viele Dörfer im nordindischen Bundesstaat Jharkhand nur schwer zu erreichen. Das Land in dieser Region gleicht einer trockenen, unfruchtbaren Steppe – es gibt zu wenig Wasser und Essen, kaum Hygiene, dafür zu viel Alkoholismus und Gewalt. Leidtragende sind insbesondere indigene Frauen am Land, die keiner Kaste angehören.
SEEDS – Empowerment von Frauen und Mädchen in indigenen Gruppen
Die kfb-Partner:innenorganisation Socio Economic Education Development Society (SEEDS) wurde 1995 in Jamshedpur, Jharkhand, gegründet und wird seit 2006 von der Aktion Familienfasttag unterstützt. Schwerpunkte sind die politische und gesellschaftliche Teilhabe von Frauen, Ernährungssicherheit und Gesundheitsaufklärung, Bekämpfung von häuslicher Gewalt und Menschenrechtsverletzungen.
Über 3.000 Frauen in 131 Dörfern konnten bereits von den bisher 80 ausgebildeten Barefoot Councellors („Barfuß-Beraterinnen“) erreicht werden. Die Ausbildung dieser Multiplikatorinnen erfolgt durch Spiele und sportliche Aktivitäten, als Methoden werden Kartendecks mit Mann/Frau-Stereotypen und anschauliche Plakate zu Formen von Gewalt eingesetzt. In weiterer Folge ergaben sich Mädchengruppen in den Dörfern, ein erstes Schulbuch in der Sprache Santali wurde herausgegeben und Frauenmärkte gegründet.
Bei den Workshops in den Dörfern werden die Formen von Gewalt diskutiert sowie persönliche Erfahrungen angesprochen. Die Frauen erfahren dadurch, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine auf der Welt sind und werden ermutigt sich mitzuteilen. Viele hören zum ersten Mal davon, dass sie als Frau das Recht auf ein Leben ohne Gewalt haben. Aufklärung über ihre Rechte verhindert zudem, dass Frauen bei Geschäften betrogen und Erbschaften hintergangen werden.
Eine Besonderheit des Projekts ist auch die konkrete Stärkung der lokalen Infrastruktur z.B. durch Schaffung der ersten Mechaniker:innenausbildung in Jharkhand.
Modelldörfer ohne Gewalt an Frauen
In Violence Free Villages (gewaltfreien Dörfern) wird die gesamte Dorfgemeinschaft einbezogen, also mit Frauen und Männern gleichermaßen gearbeitet, inklusive der lokalen Behörden. In 14 Modelldörfern wird bereits gelebt, dass Männer auch Hausarbeit übernehmen, dass Frauen bei Dorfentscheidungen gleichberechtigt mitwirken können, dass Frauen und Männer den gleichen Lohn und Mädchen und Buben die gleiche Schulbildung erhalten.