Fresko von Andrea Vanni, 14. Jahrhundert
Katharina wurde im Jahr 1347 als 23. Kind eines Wollfärbermeisters in Siena geboren. Es war eine schwierige Zeit, geprägt von der schwarzen Pest, von großer Armut und einer starken Rivalität zwischen Kaiser und Papsttum. Die Päpste waren im Exil in Avignon, es gab Gegenpäpste. Die Kirche zeigte sich innerlich und äußerlich gespalten und war in einer großen Krise.
Katharina entschied sich schon sehr früh für eine geistlichen Weg, widersetzte sich der Verheiratung und schloss sich mit 17 Jahren der Laiengemeinschaft der Mantellari an. Ihr Leben war geprägt von mystischer Hingabe, dem Engagment für die Mitmenschen und der Sorge um die Probleme der Kirche ihrer Zeit. Sie scheute keine Mühen und nahm sich kein Blatt vor den Mund, um Missstände in der Kirche aufzuzeigen.
Die "politische Heilige" schrib 375 Briefe, konnte in "frömmigster Weise wütend und lästig und ausfällig werder". Dennoch war ihre Anziehungskraft ungeheurer: Ihr "Ich will" war bekannt. Sie war eine starke Frau, die ihre Überzeugung lebte. Äußerlich klein und unscheinbar, doch wenn sie zu reden anfing, verstummten alle und suchten ihren Rat.
All das sah sie in der spirituellen Nachfolge christi begründet, nicht als Selbstverwirklichung. So gelang es ihr, sich in der Männerwelt des Mittelalters, bei Fürsten und Königen, Kardinälen und Päpsten durzusetzten. Auch den in Avignon im Exil lebenden Papst konnte sie zur Rückker bewegen.
Sie starb 1380 mit 33 Jahren, nachdem sie fünf Jahre zuvor, die Wundmale Jesu, nicht sichtbar - darum hatte sie gebeten - erhalten hatte. Im Jahr 146 wurde Katharina von Siela heiliggesprochen, 1970 zur Kirchenlehrerin erhoben.
Der Katharinabogen (siehe Bild unten) der Tiroler Künstlerin Patricia Karg soll ein Sinnbild für das Wirken der Hl. Katharina von Siena sein und die Anwesenheit ihrer Idee und ihrer Vorarbeit für uns darstellen. Katharina stellte Dogmen, starr wie Säulen, in Frage. sie hat für uns Druck ausgeübt und damit etwas „gebogen“ und in Bewegung gebracht. Im Kunstwerk wird aus Säulen ein Tor. Sie ist Wegbereiterin, wir können durch ihr Tor gehen. Es ist von edlem Inhalt. Wie ein großes Schlüsselloch öffnet sich uns Neues. Der Bogen erinnert auch an den Schleier über ihrem Haupt, es ist wie eine Bedeckung, ein Schutz, ein Verbinden. Das Werk umgibt uns wie ein Mantel, es spendet symbolisch Geborgenheit.