Fundación Entre Mujeres (FEM), Nicaragua
„Früher baten wir um Erlaubnis, wenn wir zu einer Dorfversammlung oder einem Workshop gehen wollten. Wir hatten total verinnerlicht, dass wir den Männern gehören und ihnen gehorchen müssen. Aber die FEM kam zu uns und weckte uns auf. Jetzt entscheide ich, wie ich mich anziehe, was ich essen möchte. Wenn ich mal wohin reisen muss, dann frag ich nicht um Geld. Ich verfüge über eigene Einkünfte. Auch die Kommunikation zuhause hat sich verbessert, die Hausarbeit teilen wir gerecht.“
María Isabel Zamora Muñoz, Fundacíon Entre Mujeres, Nicaragua
María Isabel Zamora Muñoz ist Bäuerin in Pueblo Nuevo, einem Dorf im Norden Nicaraguas. Hier baut sie biologischen Kaffee, Getreide und Gemüse an. Vor 17 Jahren nahm sie Kontakt mit der Fundacíon Entre Mujeres (FEM) auf. Damals schuftete sie noch als Tagelöhnerin auf den Haciendas zahlreicher Großgrundbesitzer.
Die Frauenorganisation FEM arbeitet seit 1994 im Norden Nicaraguas.
Hier herrscht oft bittere Armut. Rund 86 % der Landbevölkerung können ihre Grundbedürfnisse nicht decken: Sie haben zu wenig zu essen, werden häufig krank und schließen gerade einmal die Grundschule ab – wenn überhaupt. Das betrifft insbesondere Frauen und Mädchen. Zur Schule gehen meist nur jene Mädchen, deren Familien es sich leisten können. Frauen und Mädchen sind häufig Opfer von Krankheiten, Misshandlungen und sehr frühen Schwangerschaften. Das liegt vor allem daran, dass die grundlegenden Frauenrechte zwar gesetzlich verankert sind, die Bevölkerung sie aber nur unzureichend anerkennt. Im traditionellen „Machismo“ gehören Frauen und Mädchen zum Besitz der Männer, die jede Entscheidung für sie treffen. Gewalt in den Familien ist alltäglich.
Diskriminierung und Armut sind eng verbunden.
Vielen Frauen fehlen die erforderliche Bildung und das Wissen über ihre Rechte, um Wege aus der Armut zu finden. Insbesondere Frauen am Land haben deshalb kaum Zugang zu Anbau- und Weideflächen. Nur wenige erhalten Kredite für die landwirtschaftliche Produktion. So leben viele „von der Hand in den Mund“, verkaufen beispielsweise einfache, selbstgemachte Speisen am Straßenrand oder verdingen sich in der Prostitution. Solche Tätigkeiten im informellen Sektor sind weder sozial- noch krankenversichert und stehen nicht unter dem Schutz der Gewerkschaften.
Bildung und eigenes Einkommen als Weg in ein selbstbestimmtes Leben
Darum bietet FEM den Frauen in Lernkreisen einen geschützten Raum, in dem sie über ihr Selbstwertgefühl als Frau sprechen können. Hier erfahren sie zum ersten Mal, dass sie ein Recht auf ein selbstbestimmtes Leben haben. Auch María Isabel erwarb sich in einer FEM-Gruppe tieferes Wissen über ihre Rechte als Frau und Bürgerin. Sie erfuhr, wie sie Ressourcen nachhaltig nützen und sich mit anderen Landarbeiterinnen in einer Kooperative organisieren kann. Sie lernte, wie man Kaffeepflanzen züchtet, Bio-Dünger gewinnt, den Anbau diversifiziert und nachhaltige Landwirtschaft betreibt.
María Isabel ist eine selbstbewusste, starke Frau geworden.
Heute gehört sie dem obersten Entscheidungsgremium von FEM an und ist Vizepräsidentin einer Kooperative. Ihr landwirtschaftliches Wissen gibt sie an Jugendliche weiter. Zugleich lernt sie für den Schulabschluss, um sich später als Agraringenieurin für die Gesellschaft, insbesondere für gerechtere Beziehungen zwischen Mann und Frau und ein Leben ohne Gewalt einzusetzen.