Freedom From Debt Coaltion (FDC), Philippinen
Der Alltag von Yuen Abana, 52, ist von Problemen durchdrungen: die Preise für Waren des täglichen Bedarfs und für Energie sind hoch, die Wasserversorgung funktioniert nicht ausreichend, die Sozialleistungen schwinden, während die Kosten etwa für Bildung und Gesundheit steigen. Auf den Philippinen, der Heimat von Yuen, sind es in erster Linie die Frauen, die die Sparpolitik des Staates zu spüren bekommen. Eine Sparpolitik, die aus der gewaltigen Verschuldung des Landes rührt: rund 25 Prozent des jährlichen Budgets reserviert die philippinische Regierung für die Begleichung von Schulden, die teilweise noch in die Zeit der Diktatur von Ferdinand Marcos zurückreichen. Dafür kürzt sie bei öffentlichen Gütern und Dienstleistungen – Gemeinden und private Haushalte, somit vorrangig Frauen, tragen die Last.
Yuen hat sich dafür entschieden, gegen diese Missstände aufzutreten. Als Mitglied des Frauenkomitees von FDC, der „Freedom from Debt Coalition“, ficht sie die Rückzahlungspflicht der Staatsschulden an und kämpft für eine gerechte Budget- und Sozialpolitik, die auch die Genderperspektive berücksichtigt: „Mein Engagement bei FDC hat mich als Frau selbstbewusst gemacht: Ich habe verstanden, dass Frauen, wenn es um ihre Anliegen und ihre Marginalisierung geht, auch von Frauen selbst geleitet werden sollen.“ Yuen organisiert Frauen in Fabriken und auf der Straße, im Kampf gegen unzureichende Löhne oder bei Protesten gegen die Privatisierung von grundlegenden öffentlichen Dienstleistungen. Sie führt Gespräche mit PolitikerInnen und UnternehmerInnen: „Mein Engagement bei FDC hat mich gelehrt, verschiedensten Menschen gegenüberzutreten, auch RegierungsvertreterInnen oder reichen Leuten aus dem Privatsektor“. Es habe sie gelehrt, Kampagnen zu planen und durchzuführen, so die Aktivistin.
Seit 2015 ist Yuen Führungsmitglied von FDC. Das Frauenkomitee der Koalition, die aus unterschiedlichen zivilgesellschaftlichen Bewegungen besteht, kämpft dafür, dass „Gender-Budgeting“ auf den Philippinen kein Lippenbekenntnis bleibt. Die Regierung des Landes hat sich bereits 1996 per Gesetz dazu bekannt, allerdings beschränkt auf eine Regelung, nach der alle staatlichen Einrichtungen fünf Prozent ihres Budgets für Maßnahmen im Sinne von Geschlechtergerechtigkeit und Entwicklung ausgeben sollen. Doch weder wird die Umsetzung dieser Vorgabe ausreichend kontrolliert, noch gibt es ein Bewusstsein dafür, dass gerechte Budget- und Finanzpolitik sich nicht auf einen Prozentsatz reduzieren lässt.
Yuen schaut voller Tatendrang in die Zukunft: „Ich möchte meine Fähigkeiten als Führungskraft in der Frauenbewegung noch weiter entwickeln. Ich möchte Teil sein der Siege, die FDC erreichen wird, vor allem hinsichtlich der wirtschaftlichen Teilhabe von Frauen“. An die Frauen an der Basis appelliert sie, Unsicherheiten loszulassen, Mut zu fassen und Erfahrungen im Einsatz für eine gerechte Wirtschafts-, Sozial- und Finanzpolitik zu sammeln: „Nur über unseren eigenen Einsatz können wir den Kampf darum gewinnen.“